Westweg Mai 2019

Wieder einmal wollte ich den Westweg laufen, ohne das Ziel sehen zu können, aber mit positiven Gedanken daran. Letztes Jahr mit nassem Beginn, Blasen und dem Akkuproblem – übrig blieb das Wasser von oben. Habe kein Problem mit dem Regen, aber der überraschende Platzregen gestern kombiniert mit Kälte ist nicht mein Bedarf. Die Erinnerung an den Karlsruher Nachtlauf irgendwann im Juli mit freiem Oberkörper war ein Genuss.

Den 1.Mai kennt man eigentlich als richtigen Wandertag, von dem war allerdings dieses Jahr kaum etwas zu sehen, denn es waren wenig Wandergemeinschaften unterwegs. Im Zug nach Pforzheim war nur eine Gruppe zu sehen und das eigentlich bei einem schönen, aber doch noch kalten Tagesanfang. In Pforzheim beim Kupferhammer ist der Startpunkt des Westweges mit dem Startportal.

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10 Uhr 30. Auf dem Weg zum Startplatz, ein Herr um die 60 hängt irgendwie komisch an einem Schaukasten und fuchtelt mit einem Schlüssel daran herum. Als ich ihn ansprach, reagierte er ganz panisch, drückte mir seinen Schlüssel in die Hand mit der Bemerkung, ich solle hier aufschließen. Dann äußerte er noch, ihm sei ganz schwarz vor den Augen und könne sich kaum noch festhalten. Habe ihn gestützt und musste dann feststellen, dass er die Haustüre meinte, die ca. 2 Meter links vom Schaukasten war. Er war kaum dazu zu bewegen den Schaukasten loszulassen, damit wir zur Türe gehen konnten. Vor der Tür lagen noch Schokolade, 2 Stöcke und eine Papiertüte. Vermute als er die Türe aufschließen wollte, sei ihm schlecht geworden. Auf alle Fälle habe ich ihn in seine Wohnung geführt, die vor der Tür befindlichen Gegenstände hinein gebracht; einen Anruf beim Hausarzt oder Notdienst hatte er abgelehnt. Damit war diese Aktion für mich erledigt – der Westweg wartete.

Kupferhammer gefunden und damit hat mein Lauf von Pforzheim nach Basel begonnen. Musste dabei feststellen das kaum einer aus Pforzheim den Westweg kennt oder weiß, wo dieser langläuft. Hauptsache, ich weiß es jetzt und bin durch das Startportal gelaufen. Hatte mir vorgenommen strikt auf die Markierung zu achten – und schon war es passiert und ich musste wieder zurück. So etwas ist nervig und immer wieder passierte mir es. Die Rauten (Beschilderung der Wanderrouten durch den Schwarzwald) wurden angebracht dann schaut keiner mehr danach, ob alle angebracht sind, ob alle Rauten die Berechtigungen haben oder nicht. Für solche Fälle habe ich immer das Handy als Navi mit Sprachanweisung dabei. Habe mehrere solcher Apps für mich getestet und bin dann bei Komoot gelandet. Bei all den anderen gibt es viel mehr Ungenauigkeiten oder vielleicht für mich zu schwer verständliche Anweisungen. Navi ohne Sprachausgabe käme für mich nicht in Frage; will ich doch nicht die ganze Zeit das Handy in den Händen tragen.

SAM 2451Der Westweg, den ich diesmal lief hielt, sich zu 95% an die markierte Strecke, letztes Jahr hatte ich zum Teil gewaltige Schwierigkeiten damit. Auch war die Strecke dieses Jahr anspruchsvoller. Es waren diesmal viele Strecken bergwärts mit richtigen kantigen Steinen, für Barfüßler wäre das komplett ungeeignet. Nachts auf solchen Strecken wäre es mit Vorsicht zu genießen ein falscher Tritt und Du wartest ewig bis einer zu Hilfe kommt. Auch ein Handyempfang ist nicht überall gegeben. Es gibt zum Teil sehr schöne Ausblicke es war nur schade dass die Fernsicht an den letzten zwei Tagen fehlte. Wasservorräte an Brunnen hielten sich in Grenzen, Wasser aus Bächen gab es genügend. Bei Straubenhardt, also ca. nach 4-5Std, erreicht man einen Kiosk direkt am Westweg, dann kommt nach ca. 2 Std. Dobel und dann wird der schwarze Wald durchlaufen. Das heißt keine Häuser an denen man vorbeiläuft.

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Hatte geplant um 20 Uhr in Forbach zu sein um dort irgendwo zu essen. Leider war ich erst um 21 Uhr in Forbach, wo es nichts mehr zu essen gab und so blieb mir nur noch die Tankstelle für ein Käsebrötchen und eine Schokolade übrig. Nicht so schlimm, laufe doch die ganze Nacht durch und morgens um 8Uhr werde ich irgendwo ein Hotel oder Gasthof für ein ausreichendes Frühstück aufsuchen.

Die Nacht war ruhig, an manchen Stellen hörte man kurz ein Autogeräusch – aber sonst Stille. Auch Tiere ließen sich nicht erblicken auch nicht der Schwarzwälder Wolf oder Wildschweine.

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So manche Hütten luden zum Schlummern ein, aber das wäre in der ersten Nacht zu viel verlangt für mich. Mehrere Übernachtungen in Zelten konnte der Schwarzwald verbuchen; manche in ganz dunklen Zelten, damit sie auch nicht auffiellen. Die in einem Zelt hatten bestimmt Muffensausen bekommen, hatten Licht im Zelt und als mein Lichtkegel das Zelt anleuchtete, wurde deren Licht rasch ausgeschaltet. Für mich war die Nacht viel zu kurz. Im Nu war es wieder hell. Sonnenaufgang war kein schöner vorhanden.

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Die letzte Planung ein gutes Frühstück Pustekuchen. Alle Hotels – es waren nur 2 – hatten geschlossen. Auf der Strecke kam nichts mehr, hatte zwar noch ein paar Müsliriegel dabei, aber die waren wirklich für absolute Notfälle gedacht. Die Kraft ließ nach, der Rucksack wurde auch immer schwerer. Das heißt dann eine Jacke anziehen man kann sie vertragen und der Rucksack wird dabei ein wenig leichter zumindest ein paar Gramm. Beim Loslaufen hatte der Rucksack 8 Kg also für mich 2kg zu viel.

Dann ein Lichtblick: Werbung für eine Vesperstüble direkt am Westweg in 6km Entfernung, die Freude war groß und wurde an der nächsten Werbung enttäuscht, sie kommt erst in 10km. Dann kam der Höhepunkt: sie kommt erst in 15km. Kann kaum noch laufen, laufe hauptsächlich nur noch runter. Die Füße zeigten auch an zwei Stellen, wenn ich da nichts mache, könnte es Blasen ergeben. Zur Sicherheit ein Tapeband darüber und ist gleich mal angenehmer. Habe nicht mehr damit gerechnet, aber sie kam die Vesperstube am Westweg um 14Uhr um 11Uhr habe ich die erste Werbung davon gelesen. Ein paar Bratwürste und drei Rühreier und weiter ging es wieder und es lief sich wieder wesentlich leichter oder war es nur eine Eingebung? Es ging immer nur hoch und runter, kaum Abschnitte, wo es flach weiterging. Wenn es verdammt steil wird, kommen diese verdammt spitzen Steine. Wenn es stark regnet, kommt dort bestimmt das Wasser herabgeschossen. Auf dem Brandenberg konnte ich es nicht lassen – ich musste mir einen Kaffee und Kuchen genehmigen. Kannte den Brandenkopf noch von der Motorradzeit und da gab es auch immer sehr guten Kuchen. Diesmal war es ein sehr guter Apfelkuchen und Runtastik sagte schon seit Stunden, dass ich mehr als 10000 Kalorien verbrannt hatte.

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So schön der Weg ist, ich bin zu langsam. Hätte diese 6.Tour des Westweges für heute Morgen um 9 Uhr geplant und jetzt wird es bald 20Uhr. Am nächsten vorläufigen Ziel, dem Spitzfelsen, war ich schon letzte Woche oder besser gesagt: da bin ich jedes Jahr oben mit laufendhelfen.de und dem Lauf Rund um Wolfach. Nur diesmal eine andere Strecke hoch und runter. Und dann kam der Abschuss auf freier Strecke: Wolkenbruchartiger Regen! So schnell konnte ich die Regensachen gar nicht aus dem Rucksack holen und ich war komplett durchnässt.

Wolfach immer wieder Wolfach. Letztes Jahr hatte ich Blasen und keinen Strom mehr fürs Handy, Stirnlampe und der Uhr und diesmal war alles in Ordnung genügend Strom noch vorhanden keine Blasen etliche Kilometer mehr, da diesmal alles nur nach Markierung gelaufen und jetzt das. Die Berge kommen erst. Jetzt kommt die Nacht und das mit nasser Kleidung und vielleicht nochmal so ein Platzregen wo man kaum etwas sieht. Nein aus und vorbei, jetzt ist der Punkt wo der kürzeste Weg nach Hause ist, wenn ich weiter laufe entferne ich mich wieder. Jetzt ist alles nass die Gefahr, dass es einen Wolf gibt ist dabei groß. Nein danke, es war schön und soll dabei bleiben.

150km sind geschafft, die 6.Etappe bis auf wenige Kilometer abgeschlossen dabei 4250 Höhenmeter absolviert und 34 Std. davon 4Std. Pause gelaufen.

Für die Planung 2020 steht der Westweg dann wieder im Plan aber später vielleicht im Juni, Juli oder August. Da wiegt auch der Rucksack weniger. Man braucht keine warme Kleidung mehr, auch einen Wolf braucht man nicht befürchten, da lässt man die Kleidung einfach ganz weg.

Jetzt einen Tag später den Lauf gut überstanden keinerlei Beschwerden. Ja, man spürt es ein wenig, aber so soll es auch sein und der fehlende Schlaf merkt man auch, aber an sonst alles im grünen Bereich. Nächsten Freitag steht der Schluchtensteig auf dem Programm.

Text und Bilder: Franz Holzleitner, 05.05.2019

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